Vorschau auf die neue Spielzeit
Oper, Ballett und Schauspiel
Oper
Die Staatsoper Stuttgart wartet in der neuen Spielzeit mit einigen Premieren auf, darunter für die Opernbühne eher ungewöhnliche Titel und selten Aufgeführtes, außerdem wird Wagners »Bühnenfestspiel«, der »Ring des Nibelungen« mit »Siegfried« und »Götterdämmerung«vollendet. Cornelius Meister leitet die Neueinstudierung des »Siegfried« mit einer Reihe von lang erwarteten Rollendebüts im Ensemble. Ab Ende Oktober steht die eher selten gespielte Oper »L’elisir d’amore« auf dem Spielplan. Regisseurin Anika Rutkofsky erzählt in ihrer Inszenierung von Gaetano Donizettis »Liebestrank« von der Wiederentdeckung von Phantasie und magischem Denken in einer entzauberten Welt. Und auf der Bühne glänzt das junge Sängerensemble der Staatsoper Stuttgart! Ungewöhnlich auf der Opernbühne ist »Der Räuber Hotzenplotz«. Der Komponist Andreas Schilling hat Otfried Preußlers hinreißende Geschichte pünktlich zu dessen 100. Geburtstag für das Ensemble der Staatsoper Stuttgart als Singspiel zwischen Dreigroschenoper und Balkan-Rhythmen neu komponiert.
Unerwartet dürfte Johann Sebastian Bachs »Johannespassion« auf der Bühne sein. Bachs musikalische Andachtsbilder lenken den Blick nicht allein aufs Jenseitige, sondern auch auf das Individuum und sein Verhältnis zum Kollektiv: Die Geschichte vom Leiden und Sterben Jesu Christi wirft Fragen auf über Herrschaft und Zugehörigkeit, das Leid der Anderen und die Verantwortung ihnen gegenüber. In der szenischen Adaption von Bachs Passionsmusik projiziert Regisseur und Bühnenbildner Ulrich Rasche diese Themen in einen Chor, in dessen Anschuldigung und Mitleiden sich Perspektiven des Gemeinschaftlichen abbilden. Ein ganz besonderes Erlebnis verspricht ab Juni 2023 auch »Saint François d‘Assise. Olivier Messiaens Szenen über den Heiligen Franziskus von Assisi ist weniger eine Oper, als vielmehr ein Oratorium oder noch eher: ein Ritual, für das Messiaen eine der klangfarbenreichsten, beeindruckendsten und schillerndsten Partituren des 20. Jahrhunderts geschrieben hat. Das Team um Dirigent Titus Engel und die Regisseurin Anna-Sophie Mahler wird dieses monumentale Werk auf ganz besondere Weise angehen: Der erste Akt und der letzte Akt wird im Opernhaus gespielt, dazwischen begibt sich das Publikum mit dem Staatsorchester, dem Staatsopernchor und den Solist*innen auf Pilgerreise durch den Stadtraum.
Ballett
Das Stuttgarter Ballett überrascht mit »Der Nussknacker«. Obwohl das Ballett mit seiner weihnachtlichen Geschichte und Peter Tschaikowskys grandioser Musik zu den berühmtesten und beliebtesten des internationalen Repertoires gehört, wurde es vom Stutgarter Ballett seit über 50 Jahren nicht mehr aufgeführt. Ballettintendant Tamas Detrich schließt nun diese Lücke mit einer spektakulären Neuproduktion des international gefragten Choreographen Edward Clug in einer Ausstattung des legendären Bühnenund Kostümbildners Jürgen Rose. Ballett gibt es auch im Forum am Schlosspark Ludwigsburg. Dort gastiert das Slowenische Staatsballett Maribor mit »Peer Gynt« nach dem Drama von Henrik Ibsen. Darin wird der Weg eines Menschen gezeichnet, der eigentlich immer jemand anderes sein will. Das Werk wurde seit der Uraufführung von großen Häusern wie dem Wiener Staatsballett und dem Ballett Zürich übernommen. In Forum am Schlosspark ist die Originalproduktion aus Maribgej Prokofjew auf die Bühne. Zeitgenössische Avantgarde und karibische Sinnlichkeit sind dagegen kennzeichnend für die Kompanie Danza Contemporánea de Cuba, die an zwei Terminen in Ludwigsburg gastiert. Richard Siegal und sein Ballett of Difference vereinen an dem dreiteiligen Abend »Triple« zwei internationale Erfolgsballette Siegals mit dem neuen »All for One«, wo Flora Mirandas computergenerierte, geometrisch changierende Kostüme ebenso faszinieren wie die Tänzerinnen. Freuen Sie sich auch auf die Grupo Corpo, deren Chef-Choreograf Rodrigo Pederneiras das moderne Ballett und brasilianische Formen wie Capoeira oder Xaxado mit der Geschmeidigkeit von Samba und Rumba vereint.
Schauspiel
Das Schauspiel Stuttgart wartet in der Spielzeit 2022/23 mit 17 Neuproduktionen auf, darunter sechs Uraufführungen. Inhaltlich wird sich die Saison mit dem Thema »Freiheit« beschäftigen. Dafür steht »Don Carlos« von Friedrich Schiller, dessen Marquis Posa den Freiheitskampf der niederländischen Provinzen unterstützt und »Gedankenfreiheit« für alle Menschen fordert. In dieser Tradition steht auch »Annette, ein Heldinnenepos«, das von der Widerstandskämpferin Anne Beaumanoir handelt. Sie kämpfte in der Résistance gegen die Nationalsozialisten und danach für Algeriens Unabhängigkeit. »Der Sturm« von William Shakespeare handelt vom Besitz der absoluten Macht und davon, wie man sie freiwillig aufgibt. Das Musical »Cabaret« thematisiert die Veränderung des ausschweifenden Berliner Nachtlebens durch den der Aufstieg der Nationalsozialisten und das Entstehen eines Regimes der Unfreiheit. In Ibsens »Ein Volksfeind« verteidigt der Badearzt Dr. Stockmann seine persönliche Freiheit. »Der gute Mensch von Sezuan« von Bertold Brecht und »Die Präsidentinnen« gehören ebenfalls zu den Neuproduktionen. Freuen Sie sich mit uns auf die neue Spielzeit!