Abschied von Ulrike Hermann
Ein Nachruf auf unsere geschätzte Kollegin
Im Alter von nur 57 Jahren ist unser geschäftsführendes Vorstandsmitglied Ulrike Hermann am 11. Oktober viel zu früh verstorben. Im Vorstand sowie im gesamten Team trauern wir um eine geschätzte Kollegin, die die Kulturgemeinschaft sicher durch schwierige Zeiten geführt hat.
Fast 20 Jahre war Ulrike Hermann Teil der Kulturgemeinschaft. Viele von uns haben noch ihr Bild vor Augen, wie sie am Computer konzentriert Abonnements verwaltet, Kosten prüft oder neue Programm-Vorschläge auswertet. Sie war ein Mensch, der in vielen Bereichen zuhause war: EDV, Personal, Abo-Verwaltung, Veranstaltungsorganisation. Als Schwäbin hätte sie sich selbst vielleicht mit dem Wort „patent“ beschrieben. Wobei sie nicht viel Aufhebens um ihre Person machte.
Ulrike Hermanns berufliche Laufbahn ist ein wunderbares Beispiel dafür, wie sich in verschiedenen Bereichen erworbenes Wissen zu einem stimmigen Ganzen zusammenfügen kann. Nach dem Abitur absolvierte sie eine Ausbildung zur Hotelfachfrau. Direkt daran schloss sie ihr Studium im Fach Betriebswirtschaftslehre an, das sie im Sommer 1994 abschloss. Zunächst wandte sie sich dem Finanzsektor zu. Bei der Kreissparkasse Göppingen startete sie als Trainee mit dem Schwerpunkt Beteiligungsgeschäft. Es entsprach ihrer Art, dass sie dabei nicht nur hochspezialisiertes Wissen aufnahm, sondern auch andere Bereiche wie Kundenberatung und Marketing für sich erschloss. Ab 1997 wirkte sie fünf Jahre als Beteiligungsmanagerin bei der Stauferkreis Beteiligungs-AG. Danach leitete sie zwei Jahre das Back-Office in einem IT- und Beratungsunternehmen.
Die Bedeutung von Zahlen für den Erfolg eines Unternehmens zog sie nie in Zweifel. Zugleich war ihr wichtig, dass kluges Wirtschaften einen höheren Sinn verfolgt. Diesen Sinn fand sie 2004 bei der Kulturgemeinschaft. Kultur in ihrer gesamten Bandbreite von Oper über Kunst bis Jazz und Theater hatte sie von jeher begeistert. Bei der Kulturgemeinschaft fand sie die Möglichkeit, ihre organisatorischen und betriebswirtschaftlichen Kenntnisse in den Dienst der Kultur zu stellen. Sie wollte dazu beitragen, dass Stuttgarts Musik- und Kunstszene blüht – und dass möglichst viele Menschen die Freude erfahren, die Kultur zu schenken vermag.
Ihr erster Einsatzort war unser Abobüro, wo sie ab 2004 zehn Jahre lang den Überblick über das Angebot für unsere rund 15.000 Abonnentinnen und Abonnenten behielt. Als die Kulturgemeinschaft 2014 aufgrund schwieriger finanzieller Entwicklungen neu strukturiert werden musste, war Ulrike Hermann die Frau der Stunde: Als geschäftsführendes Vorstandsmitglied sanierte sie zielstrebig die Finanzen und organisierte den Geschäftsbetrieb neu. Sie drehte – bildlich gesprochen – jeden Stein um und setzte die Kulturgemeinschaft auf diese Weise wieder auf einen soliden Untergrund. Was immer sie anpackte, erledigte sie mit vollem Einsatz. Sie fand klare Worte, wo es nötig war, gab aber auch viel Freiraum. Gute Beziehungen zu Kooperationspartnerinnen und -partnern waren ihr ein Herzensanliegen. Als „Gesicht der Kulturgemeinschaft“ wurde sie sehr geschätzt.
Wie sehr sie ihre Arbeit liebte, zeigt sich darin, dass sie selbst Programmangebote entwickelte. Das Jazz-Abo war ebenso ihr „Baby“ wie die Opernreise nach Verona, bei der sie selbst die Reiseleitung übernahm. Wer sie in der Opernarena oder beim Testen von Olivenöl erlebt hat, weiß: Sie war mit Herz und Seele bei der Sache.
Für die Kulturgemeinschaft war sie ein Glücksfall. Sie war die rechte Frau am rechten Ort und zur rechten Zeit. Das gilt generell, ganz besonders aber im Blick auf die Corona-Jahre. In einer Zeit, in der der gesamte Kulturbetrieb in sich zusammensackte, entwickelte sie immer wieder neue Ideen für Sonderveranstaltungen. Sie wollte in der Dürrezeit den Abonnentinnen und Abonnenten etwas bieten und gleichzeitig Künstlerinnen und Künstler unterstützen. Tief dankbar war sie, dass etliche von Ihnen in dieser Zeit die Abo-Gebühren spendeten. Für Ulrike Hermann sowie für uns alle war dies ein wichtiges Signal der Verbundenheit.
Ulrike Hermann hat bei der Kulturgemeinschaft ihre Heimat gefunden. Darauf sind wir stolz – und das macht uns zugleich traurig. Als geschäftsführendes Vorstandsmitglied war sie die Idealbesetzung. Ihre Arbeit hätte sie gerne noch viele Jahre weitergeführt. Sie hinterlässt eine Lücke. Nach knapp zwei Jahrzehnten kann man sagen, dass eine Ära zu Ende gegangen ist.
Zum Abschied sagen wir Ulrike Hermann Danke: Danke für viele schöne und heitere Stunden, für gute Gespräche und für ihre hervorragende Arbeit.
Der Vorstand der Kulturgemeinschaft
Bernhard Löffler
Ilse Kestin
Wolfgang Klenk
Jürgen Stahl