Aus der Kulturgemeinschaft
Geschichtssplitter
Seit der Gründung der Kulturgemeinschaft 1924 gab und gibt es Publikationen für die Mitglieder. Die Namen und das Aussehen änderten sich im Lauf der Zeit, doch alle hatten den Anspruch, über Stücke und deren Inhalte, Spielpläne sowie über kulturrelevante Themen zu informieren. Die erste Publikationsreihe „Monatshefte der Stuttgarter Volksbühnen“ erhielt nach der Übernahme durch die nationalsozialistische Organisation „Kraft durch Freude“ am 1. Oktober 1937 ein der Zeit entsprechendes martialisch anmutendes Titelblatt mit Hakenkreuz und Frakturschrift.
Zwar wurden darin auch weiterhin Spielpläne veröffentlicht und über Stücke informiert, doch nationalsozialistische Belange wie Berichte über „Kraft durch Freude“ oder das „Wort des Führers“ gewannen immer mehr Raum. Gegen Ende 1942 reduzierte sich der Umfang und bestand 1944 nur noch aus vier Seiten, die den Spielplan der Kulturgemeinde und einen Text über ein Werk, zum Beispiel den Opernstoff „Der Kalif von Bagdad“ aus den Märchen aus 1001 Nacht, enthielt. Als die Kulturgemeinschaft 1945 als „Kulturgemeinschaft des DGB“ neu gegründet wurde, war an eine regelmäßige Publikation zunächst nicht zu denken. Überliefert sind Plakate, Prospekte und Mitteilungsblätter.
Erst im Dezember 1958 erschien die neue regelmäßige Mitgliederzeitschrift „Dabei“, die künftig alle zwei Monate erscheinen sollte. In der Ausgabe Nr. 1 heißt es im Vorwort dazu: „Seit langem hat sich erwiesen, daß es nicht genügt, nur Mitteilungsblätter herauszugeben und in Prospekt und Plakat auf Vorhaben hinzuweisen. Zum Dabeisein gehört mehr: Es muß ein Überblick gegeben werden über das was sich tut, und dieser darf sich nicht auf Stuttgarter Ereignisse beschränken, denn was wir in Stuttgart an künstlerischen Äußerungen erleben, ist nur ein Teil des großen Ganzen, dessen Rahmen man über nationale Grenzen hinausziehen kann. Das neue Blatt, dessen erste Folge wir hier vertrauensvoll vorlegen, ist also keine Programmzeitschrift. Es gibt nicht nur Erläuterungen zu kommenden Theateraufführungen, Konzerten, es ist nicht nur ein Katalog des Gewesenen und des kommenden, es ist der Versuch einer Schau ins Ganze. […] Wir wollen zu den Mitgliedern der Kulturgemeinschaft kommen, wenn sie keine Veranstaltung haben, also zu Hause sind, wollen dann ein Gespräch in guter Stunde führen, Meinungen austauschen, Hinweise geben, Anregungen vermitteln.“
Das Blatt mit 32 Seiten im Format 23,5 x16,6 cm mit einem von Wiltraud Jasper gestalteten Umschlag hält auch, was eingangs versprochen wird. Es gibt ganz übersichtlich auf der Umschlaginnenseite einen Überblick über die Veranstaltungen, im Innenteil kommen dann auch prominente Autoren zu Wort. So gibt es in Nr. 1 zum Beispiel eine Satire von Heinrich Böll (Es wird etwas geschehen),und Irmgard Keun, in den 1930er Jahren eine der meistgelesenen deutschen Schriftstellerinnen (Gilgi – eine von uns; Das halbseidene Mädchen), schreibt in ihrer ironischen kritischen Art „Drei Glossen zum deutschen Filmwunder“. Es gibt Porträts von Komponisten und einen Artikel von Mary Wigman über chorischen Tanz, der anlässlich der Berliner Festwochen verfasst wurde. Aber auch ein Bildbericht bei dem in Stuttgart lebenden Autor Albrecht Goes ist Bestandteil der neuen Publikation. Die Fotos, als ganze Bildseiten auf Glanzpapier sowie Grafiken in den Textblöcken gehören zum ansprechenden Erscheinungsbild des Magazins. Ab der ersten Ausgabe 1961 gibt es ein von Ausgabe zu Ausgabe wechselndes Titelblatt. Es besteht in der Regel aus einer Grafik, über die dann im Innenteil geschrieben wird. Dieses Gestaltungsprinzip wird bis Anfang 1971 beibehalten, dann wird der Umschlag abgelöst durch farbige Szenenfotos, auch die Bildteile sind nun farbig.
Ab 1990 erscheint die Publikation dann mit neuem Namen „Kultur“ im Zeitungsformat.